Responsive Image

#betheChange

Digitale Transformation ist für mich die Operationalisierung einer Vision

aus der Reihe "Aufschlag & Return"
Veröffenlicht in: DiALOG - DAS MAGAZIN FÜR ENTERPRISE INFORMATION MANAGEMENT | 2018

Lieber Herr Vogt,

ich schreibe Ihnen diesen Brief, weil ich in vielen Publikationen, Interviews und Vorträgen von Ihnen eine klare Positionierung zu EIM wahrgenommen habe. Andere eiern in diesem Thema herum, verirren sich in Akronyme, Streitereien, zitieren die Vergangenheit mit alten Denkmustern oder klammern sich an eine selbsternannte Branche. Meinen Respekt für Ihre bewusste Haltung schon einmal vorab. Also schreibe ich Ihnen diese Zeilen, um mehr zu erfahren. Welche Visionen sind moderner Hokuspokus? Was bringt uns weiter und wie gehen wir damit um? Abwarten, mitmachen oder gar ausprobieren? Helfen Sie mir!

In einem Interview wurden Sie neulich zum Thema Dokumentenmanagement, dem Umgang von Informationen im Kontext des neuen EU-DSGVO (Datenschutzverordnung) und der Wertschöpfung aus Daten befragt. Der Wertekanon aus „Daten-Wissen-Handeln“ ist für Sie genauso gelebte Strategie wie für mich. Sicher beziehen Sie Ihre Wertekultur und Beratung nicht nur aus „Omas Nähkästchen,“ um mal den Volksmund zu zitieren. Was macht Sie also so zuversichtlich und sicher, wenn Sie vor Menschen aus den Organisationen stehen und Ihre Erfahrungen und Strategien darlegen? Brauchen Sie dazu eine Branche oder die weltbeste Software? Wie ich Sie kenne sicher nicht, oder doch? Am besten lassen Sie uns tiefer in Ihre Karten schauen, an Ihren Erfahrungen teilhaben und von Ihren wertvollsten Tricks und Tipps profitieren.

In Zeiten von Governance, Risk & Compliance (GRC), der wachsenden Bedeutung von digitalen Transformationsanforderungen und der Veränderungsbereitschaft in unseren Arbeits- und Organisationsabläufen (bald kommt Büro5.0, was dann?) sind Fachleute wie Sie gefragt wie nie. Jetzt also bitte Herr Vogt, „Butter bei die Fische“: Was ist Digitalisierung, was bringt sie uns wirklich und was ist besser: Evolution oder Innovation? Und welche Rolle spielt in Zeiten von medialen und virtuellen Superlativen wie KI (künstliche Intelligenz), LegalTech, Industrie4.0, IoT und Blockchain eigentlich noch der Mensch. Sind wir nur noch Mitreisende? Schaffen wir uns gar selbst ab? Oder mit einem Satz aus einem Ihrer Vorträge kommentiert: „Träumen Roboter dann auch bald von elektrischen Schafen?" Panikmache oder Chance? Herr Vogt, Ihr Return bitte! Lassen Sie uns teilhaben an Ihrer Strategie zur Antwort auf die Fragen der digitalen Transformation, aber bitte im Klartext. Ich freue mich schon und bin gespannt auf Ihren schwungvollen digitalen Rat.

In diesem (DiALOG)-Sinne bin ich Ihnen schon jetzt kommunikativ verbunden.

Ihr Fan Steffen Schaar

Lieber Herr Schaar,

zunächst… vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse. Gemeinschaftlich verbindet uns die Vision, Informationen eines Unternehmens in Prozessen zugänglich zu machen und transparent bereitzustellen. EIM als Thema, Akronym, Leitmotiv und Vision treibt uns seit Jahren. Influencer und Experten kommentieren täglich und kreieren Trends und News. Uns (Sie und mich) verbindet die substanzielle Bewertung von Informationen und das Streben nach Nutzen.

Das von Ihnen angesprochene Interview mit Dr. Ulrich Kamppfmeyer trägt ebenfalls diese Idee. Und ich verleugne nicht, dass Uli mich sehr früh geprägt hat – in dem er am klarsten das E(nterprise) bei EIM herausgestellt hat. Weg von Silos, Abteilungsdenke hin zu echten fachlichen Fragen und Prozessen und Lösungen. Organisationsweit. Somit ist die Vision immer noch die gleiche wie vor vielen Jahren. Anders geworden ist lediglich die technische Machbarkeit durch den Einfluss von Cloud und Mobile als Sub-Trend der Digitalisierung. Beides sorgt für eine „zentralisierte“ Bereitstellung von Daten und Informationen und verstärkt die von den Anwendern gewünschte Anforderung an die Verfügbarkeit unter dem Aspekt Ort und Zeit. Künstliche Intelligenz als Unterstützer oder Filter für die Big Data Mengen zieht in den Arbeitsalltag ein und besetzt ebenso unsere Wohnzimmer. Spielerisch werden Hemmschwellen durch „Sirilexa und Cortana“ abgebaut – und damit entstehen neue Ideen und Wünsche bzgl. des Arbeitsalltags jedes einzelnen. Clever – aber auch bedrohlich!?

Ich glaube, dass alles was automatisiert werden kann, auch automatisiert werden wird. Und aus dieser Überzeugung heraus spare ich mir das Be- und Verhindern von Innovationen. Wichtiger ist aus der menschlichen Perspektive, den verantwortungsvollen Umgang mit Technologie und den angemessenen
Einsatz in relevanten Lebensbereichen zu unterstützen. Wir befinden uns somit mitten in einer digitalen
Evolution, die uns aus Trendsicht als disruptive Revolution/Innovation verkauft wird.

Mittelfristig wird die Informationskomplexität und die -menge dafür sorgen, dass wir Menschen in Kombination mit IT ohne DeepLearning Ansätze nichts mehr beherrschen werden können. Die zukünftige Vision ist sehr klar und mir fallen besonders im medizinischen Umfeld zahlreiche tolle Anwendungsfälle ein. Vorher werden wir aber im Umfeld der Kundenkommunikation mit neuen Kanälen wie ChatBots, Video-Technologie und natürlicher Sprache unsere Erfahrungen machen und damit den ersten Schritt des KI-Reifegrad-Modells hinter uns bringen.

Mehr denn je sind die Erfolge dieser Initiativen und Projekte abhängig von uns Menschen. Der Art, wie wir diese begleiten. Der Art, wie wir die Digitale Transformation an weitere Menschen heranführen. Es geht nicht darum, das beste Produkt zu bauen oder als erster den Trend umgesetzt zu haben, sondern vielmehr die Chance des Einwirkens auf die Veränderungsbereitschaft erfolgreich genutzt zu haben. Das Change Management in den Vorhaben der Digitalen Transformation ist Key. Bei der Digitalen Transformation sind Kultur- und Strukturwandel entscheidend, denn ohne motivierte Mitarbeiter kann der Wandel eines  Unternehmens nicht funktionieren.

Digitale Transformation muss kein Abenteuer sein – eine Strategie und eine gute Planung sichern den Erfolg. Basis ist unser „Berater-Dreisprung: Wo stehe ich, wo will ich hin und wie komme ich dahin? Und wie immer ist Veränderung einer Frage der richtigen Fragen. Und so sollten alle Themen des EIM aus einer ganzheitlichen Sicht angegangen werden. Ich freue mich auf die Weiterführung des Dialogs.

Mit verbundenen und digitalen Grüßen,
Ihr André Vogt

PS: Wovon die ChatBots träumen, vermag ich nicht zu prognostizieren. Aber ich kann zusagen, dass nachts eingesetzte ChatBots zumindest die menschlichen Kollegen im Kundenservice gut schlafen und träumen lassen. Man muss nur das Positive sehen wollen.